Kennen Sie diese Gedanken: „Ich kann viel, ich schaffe viel, ich bin stark, ich bin ausdauernd, ich bin schnell, ich habe jede Menge Energie, ich kann mich quälen, …“ Ich selbst habe jahrelang so gelebt, fand das völlig normal und irgendwie auch gut so. Ich biss mich durch, auch wenn es hart war. Doch es gab immer wieder Phasen, in denen ich insgeheim dachte: „Wie soll ich das alles schaffen?“ – „Lohnt sich das wirklich?“ – „Es wird mir alles zu viel!“

Eine dieser Phasen – sie liegt inzwischen schon einige Jahre zurück – ist mir noch gut in Erinnerung. Ich hatte gerade den Pilotfilm für eine Fernsehsendung gedreht, hatte mit einem Parfumhersteller meinen eigenen Duft entwickelt, war dabei, mit einem Modelabel zu verhandeln, das an meinem Entwurf einer Business-Kollektion interessiert war, an der Asgodom-Coach-Akademie liefen zwei Lehrgänge parallel, ich war ich als Trainerin und Rednerin ausgebucht und der Abgabetermin meines Buchmanuskripts war schon um zwei Wochen überschritten.

Ich saß erschöpft und verschnupft an einem Akademie-Wochenende in der Coach-Ausbildung und bekam plötzlich die Idee, mich von einer Teilnehmerin coachen zu lassen. Das Thema: Ich hatte viel um die Ohren, wollte aber auf keines meiner Projekte verzichten. Was also tun? Ich war ratlos. Da schrieb mein Coach das Zauberwort „Unterstützung“ aufs Flipchart. Gemeinsam sahen wir uns an, was ich delegieren, wo ich mir Hilfe holen konnte. Ich merkte, wie der Stress regelrecht von mir abfiel und meine Schultern sich entspannten.

Ich habe in den letzten Jahren viele Fortschritte beim Thema „Mir helfen lassen“ gemacht. Es war ein langwieriger Prozess des Umdenkens, aber er hat mein Leben nachhaltig zum Guten verändert.

Was ich gelernt habe ist: Das Bessere ist der Feind des Guten. Man muss nicht alles selber tun. Man darf sich helfen lassen und aktiv um Hilfe bitten. Konkret hieß das, mühsam Verantwortung abzugeben. „Stopp!“ zu sagen, wenn mir alles zu viel wurde. Es hieß abgeben, aufgeben, Grenzen erkennen, zufrieden sein, aber auch gehalten werden, Geborgenheit spüren, mich verwöhnen lassen.

Was ich noch gelernt habe: Helfen lassen ohne Vertrauen geht nicht. Denn Helfen lassen heißt auch, sich auszuliefern – der Anständigkeit, dem guten Willen und dem besten Bemühen von anderen.

Ich genieße es inzwischen, dass ich nicht alles selber machen muss. Ich muss nicht selbst den Entkalker und das Küchenpapier kaufen, wenn jemand mir das abnehmen kann. Ich muss nicht selbst im Internet googeln, wenn ich etwas recherchiert haben will. Ich muss nicht selbst die E-Mails beantworten, wenn jemand da ist, der es für mich tun kann. Ich genieße es, wenn meine Tochter einen Kongress organisiert und ich mich auf meine Eröffnungsrede konzentrieren kann.

Ich kenne viele andere Frauen, die ebenfalls arbeiten wie ein Pferd, allerlei Probleme schultern, Unmögliches möglich machen und sich nicht helfen lassen. Vielleicht gehören auch Sie dazu. Holen Sie sich Unterstützung. Sie haben ein Recht, sich helfen zu lassen. Lassen Sie es mal zu – und spüren Sie, wie viel leichter sich das Leben anfühlen kann.

Herzlich,
Ihre Sabine Asgodom

Selbstcoaching-Tipp

Mit Mini-Mäuseschritten zu mehr Leichtigkeit

Sich helfen zu lassen, fällt vielen Menschen schwer. Oft stecken Botschaften dahinter, die wir seit Kindertagen verinnerlicht haben. „Geht nicht gibt’s nicht“ lauten die oder „“Du schaffst das schon!“. Noch einmal: Sie brauchen Unterstützung in Ihrem privaten und beruflichen Umfeld, wenn Sie Erfolg haben möchten. Jede Frau, auch die allerehrgeizigste (oder gerade die!) hat ein Recht darauf, sich helfen zu lassen.

Fangen Sie mit Mini-Mäuseschritten an. Geben Sie alle die Tätigkeiten ab, die genauso gut jemand anderes für Sie machen kann. Erst eine, dann die nächste. Und mit jedem kleinen Schritt wird in Mini-Mäuseschritten auch mehr Leichtigkeit in Ihr Leben einziehen. Beziehen Sie nicht nur praktische Hilfe in Ihre Überlegungen mit ein, sondern bedenken Sie auch, wer Ihnen dabei helfen könnte, Herausforderungen zu meistern, Strategien zu entwickeln oder Perspektiven zu vergleichen. Vielleicht haben Sie eine Bekannte, deren Klugheit Sie überzeugt, oder eine Tante, deren Lebensweisheit Sie bewundern?

Gehen Sie die folgenden Fragen durch:
– Was muss ich selber machen?
– Was kann mir jemand abnehmen?
– Wobei kann ich Unterstützung gebrauchen?
– Wer kann mich unterstützen?
– Wie genau kann diese Unterstützung aussehen?

Damit es nicht bei vagen Ideen bleibt, rate ich Ihnen, Ihre guten Vorsätze mit Terminen zu versehen. Schreiben Sie auf Ihre Unterstützer-Liste, wann Sie die Person um Hilfe bitten oder beauftragen werden und ab wann Sie die Aufgabe abgeben werden. So wird es gelingen, Schritt für Schritt mehr Leichtigkeit in Ihr Leben einziehen zu lassen, damit Sie wieder beschwingt auf Ihre Ziele zugehen können.